Baby und Windel

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Die Fertigwindel-Industrie will uns seit etlichen Jahren einreden, dass ein Baby nur in einer "sogar nass noch trocken"-Verpackung glücklich und zufrieden ist und nicht wund wird, denn "der Urin in der Windel greift die Haut viel stärker an als Wasser". Die Stoffwindel-Industrie schlägt mit harten Bandagen zurück: Eine Wegwerfwindel wäre ein "Giftbombe" am Babypo, sie macht Unfruchtbar und ist schuld an der "Volkskrankheit Windeldermatitis". Was ist dran an solchen Sprüchen?

Machen Wegwerfwindeln unfruchtbar?

Nach den Umweltgiften sind die Wegwerfwindeln in den Verruf gekommen, die angeblich seit Jahren sinkende Fruchtbarkeit der Männer negativ zu beeinflussen. Den letzten Grund für diese Annahme lieferte eine (wissenschaftlich anerkannte) Untersuchung von Wolfgang Sippell, Professor für pädiatrische Endokrinologie an der Universität Kiel. Er stellte fest, dass in Wegwerfwindeln eine um ein bis zwei Grad höhere Temperatur am Hoden herrscht als in einer Stoffwindel. Die Frage ist nun, wie oder ob sich dies auf die Fruchtbarkeit auswirkt, und in dieser Frage sind sich die Experten noch nicht einig.

Bekannt ist z.B., dass Hodenhochstand zu Unfruchtbarkeit führen kann, und dass überwärmte Hoden weniger Spermien produzieren. Allerdings werden die Stammzellen der männlichen Geschlechtsorgane bereits im Fötus bei 37° (Körpertemperatur der Mutter) ausgebildet. In den Babyjahren passiert dann nichts mehr; die weitere Reifung erfolgt erst mit Einsetzen der Pubertät., wenn in diesen Stammzellen die männlichen Spermien gebildet werden. Deshalb sind einige Ärzte der Ansicht, die höhere Temperatur in jungen Jahren könne der Fruchtbarkeit nicht schaden. Ähnliches hat man auch bei Tierversuchen an Ratten festgestellt. Eberhard Nieschlag, Direktor des Instituts für Reproduktionsmedizin an der Universität Münster, zweifelt sogar generell an, dass die Fruchtbarkeit der Männer rückläufig ist. Denn die vorliegenden Daten sind oft von schlechter Qualität und enthalten methodische Fehler (z.B. veränderte Bestimmungsmethoden - früher Zählung der Spermien mit dem Mikroskop, heute per Computer). Außerdem sagt seiner Meinung nach die Quantität der Spermien sehr viel weniger über die Fertilität eines Mannes aus als deren Qualität. Trotzdem hält er die erhöhten Hodentemperaturen für ein interessante Beobachtung, der man weiter nachgehen sollte (ohne aber vorzeitige Schlüsse zu ziehen). Andere Wissenschaftler - wie Wolfgang Sippell - geben zu bedenken, dass die Natur die Hoden aus guten Grund ausgelagert hat, und man den Temperatureffekt nicht einfach wegdiskutieren sollte. Plastikwindeln sollten vorsichtiger eingesetzt werden, denn heute würden gerade Jungs oft sehr lange in Windeln gepackt, während mehr Licht und Luft auch der Haut gut täten12.

Gelegentlich hört man auch Vermutungen über noch weitergehende gesundheitsschädliche Auswirkungen, wie eine Begünstigung von Asthma, Allergien, Krebs oder sogar dem plötzlichen Kindstod. Solche Annahmen scheinen aber heutzutage jeder Grundlage zu entbehren.

Enthalten Wegwerfwindeln gesundheitsgefährdende Stoffe?

Die Annahme einiger Eltern, Wegwerfwindeln würden quasi nicht viel mehr enthalten als Watte, stimmt zwar nicht; was drin ist, ist jedoch kein Geheimnis: es sind hauptsächlich Zellstoff und Absorberkügelchen aus Polyacrylat, die das Babypipi in Gel umwandeln, und so verhindern, dass es an die Haut zurückfließen kann. Außerdem Watte, Polyethylen, Polypropylen, Klebstoffe, ev. Gummi und Latex oder Lycra in unterschiedlichen Zusammensetzungen. 

Besonders ins Gerede gekommen ist der Superabsorber. Hier kann man diverse Horrormeldungen hören. Zum Beispiel schreibt schreibt die englische Organisation WEN: "Kontakt mit den Augen kann Reizungen der Bindehaut hervorrufen; die Inhalation Lungenschäden; und so soll eine längerer Kontakt zur Haut nicht schädlich sein?"13. Der wissenschaftliche Berater von ÖKO-TEST, Dr. Dieter Wundram, vermutet in Acrylatbildnern angeblich gar krebserregendes Benzol14. Inzwischen wurde die Unbedenklichkeit von Polyacrylat jedoch in etlichen Studien bestätigt. Die angesprochene Reizung der Augen tritt auf durch eine rein mechanische Belastung - ähnlich wie wenn Sand ins Auge gerät. Eine Schädigung der Lunge ist zwar durch den Stoff prinzipiell möglich; jedoch nur, wenn er in bestimmten Partikel-Größen vorkommt, und diese sind in Babywindeln nicht vorhanden. 

Alle anderen enthaltenen Stoffe sind grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend. Allerdings gilt dies prinzipiell auch z.B. für die meisten Waschmittel und Seifen, genauso wie für Erdbeeren und Tomaten - trotzdem reagieren manche Menschen darauf heftig allergisch. Dies ist also auch in einer Windel niemals ausgeschlossen.

Stoffe, die darüber hinaus noch zusätzlich in die Windel eingebracht werden, können schlechter verträglich sein. So zum Beispiel die "Lotion-Care" bei Pampers1d 6. Auch Windeln zu parfümieren, wie es in Amerika ohnehin gang und gäbe ist, wird bei Windelherstellern immer mal wieder überlegt. Denn im heiß-umkämpften Windelmarkt muss man sich gelegentlich etwas neues einfallen lassen, um die Verbraucher bei der Stange zu halten (z.B. getrennte Windeln für Boys und Girls, die bei den Wegwerfwindeln im Prinzip völlig überflüssig waren, aber die Produktbreite in den Regalen vergrößerten15). Heutzutage sind jedoch in den deutschen Wegwerfwindeln weder Duftstoffe, noch optische Aufheller oder chlorgebleichter Zellstoff Vorhanden. Für die Zukunft ist man hier als wachsamer Verbraucher gefordert - und zwar nicht nur bei den Wegwerfwindeln: auch Stoffwindeln können etliche ungesunde oder unökologische Stoffe enthalten, wenn die Hersteller nicht explizit der Philosophie folgen, solche  zu vermeiden.