Vor- und Nachteile werden selbstverständlich von jedem subjektiv unterschiedlich bewertet. Keiner der hier aufgeführten Punkte erfordert es, unbedingt Stoffwindeln zu benutzen, oder unbedingt darauf zu verzichten. Die unter hochgestellten Zahlen verborgenen Links weisen auf Quellen-Angaben hin.
Stoffwindeln...
...könnten gerade die Sorte Windeln sein, die ein empfindliches Baby verträgt. | |
...sind in ihrer Umweltbilanz von den Eltern beeinflussbar. | |
...sind praktisch, weil sie nach dem einmaligen Kauf immer Zuhause zur Verfügung stehen, sofern man zehn Minuten Zeit findet, sie jeweils in die Waschmaschine und den Trockner zu stopfen. | |
...sind in der Regel sind preisgünstiger. | |
...sind über einen Windeldienst die einzige Möglichkeit, gar keine Arbeit mehr mit den Windeln zu haben (das Wickeln selbst natürlich ausgenommen!) | |
...stinken weniger; sowohl am Baby, als auch in der Tonne. | |
...können allerdings nicht in einem vollkommen geruchsfreien Windeleimer untergebracht werden. | |
...lassen den festen Windelinhalt leichter ins Klo entsorgen wohin er eigentlich gehört und nicht mehr stört. | |
...verschaffen, vor allem bei Stillkindern, ein sichereres Gefühl, ob das Baby tatsächlich genug in die Windel macht. | |
...verhelfen Kindern zu einem Gefühl für ihre körperlichen Vorgänge, was nach Ansicht mancher dazu führt, dass sie schneller trocken werden. | |
...füllen die Mülltonne nicht. | |
...knistern nicht, sind kuschelig und angenehm zu tragen | |
...sind bei der Wahl eines zuverlässigen Systems auslaufsicherer als viele Wegwerfwindeln. | |
...künnen im Prinzip aber weniger Flüssigkeit aufnehmen. | |
...machen eventuell Arbeit beim Waschen, trocknen und falten. | |
...erfordern meist etwas mehr Übung, Geschick und Zeit beim Anlegen. | |
...sind ungünstig, wenn man länger unterwegs ist. | |
...sind im Urlaub ungünstig, wenn man keine gute Gelegenheit zum waschen hat. | |
...bringen dem Kind nicht bei, Benutztes gleich wegzuschmeiüen. | |
...sind nicht in jedem Supermarkt einfach zu besorgen. | |
...machen nicht immer ein dünnes Windelpaket. | |
...vermeiden die von manchen Wissenschaftlern befürchtete Beeintrüchtigung der Fruchtbarkeit | |
...lassen den Urin an die Babyhaut. | |
...unterstützen meist die Hüft-Entwicklung (Breitwickel-Effekt). | |
...erfordern, dass man sich mit Neuem, Unbekanntem und Unüblichem auseinander setzt. |
Ob Stoffwindeln hautverträglicher sind als Wegwerfwindeln (oder umgekehrt) ist nicht wissenschaftlich geklürt1a. Die Erfahrung zeigt jedoch zumindest, das viele Kinder in irgendeiner (Wegwerf-)Windelsorte chronisch wund werden, und einige Fabrikate anscheinend besonders oft Reaktionen hervorrufen1b, auch wenn im Prinzip nichts gesundheitsschädliches drin ist. Einige wollen die (meist noch) luftdichte Außenhülle der Windel dafür verantwortlich machen.
Manches empfindliches Kind hat eine Odyssee von Windelsorte zu Windelsorte hinter sich. Dann könnte es durchaus der Fall sein, dass gerade Stoffwindeln am besten vertragen werden. Hier können die Eltern auch teilweise selbst bestimmen, welche Stoffe (Wasch-, Bleichmittel, etc.), an die Haut ihres Kindes gelangen. Natürlich kann es ebenso möglich sein, dass ein Kind gerade die Stoffwindel nicht verträgt.
Mir persönlich haben viele Eltern mitgeteilt, dass ihr Kind mit Stoffwindeln am wenigsten wund wird; vom Gegenteil höre ich sehr selten. Vereinzelt gab es auch Fülle, wo sich Neurodermitis oder andere Ekzeme bei der Verwendung von Stoffwindeln im Windelbereich besserten. Manche Kinder haben auch als kleine Babys nur Stoffwindeln vertragen, und später - als sie anscheinend unempfindlicher wurden - dann ebenfalls Wegwerfwindeln. Aber aus diesen wenigen Füllen, kann natürlich keine Allgemeingültigkeit abgeleitet werden - trotzdem könnte ggf. ein Versuch mit der Stoffwindel nicht schaden.
Hat man Stoffwindeln erst mal zuhause, sind sie immer vorhanden, und man muss sich wenig Gedanken um den Windelnachschub machen - solange die Waschmaschine funktioniert ist man ist sozusagen autark. Natürlich kaufen die meisten Eltern Wegwerfwindeln beim Großeinkauf mit dem Auto im Sparpack und treiben hierfür relativ wenig Aufwand. Immer wieder passiert es jedoch z.B., dass man am Samstag Morgen noch schnell loshetzt, weil die Windeln wohl doch nicht übers Wochenende reichen. Wer sparen möchte, rennt zudem oft hinter Sonderangeboten her. Auch wer mit Fahrrad oder Kinderwagen einkaufen muss weiß es zu schätzen, wenn er keine großen Windelpakete zu transportieren hat. Um wechselnde Modelle, die auf einmal nicht mehr passen oder neue Bestandteile enthalten muss man sich auch keine Gedanken machen.
Auch wenn diese stark von dem verwendeten Windelfabrikat abhängt, kann man fast grundsätzlich davon ausgehen, dass Stoffwindeln über die gesamte Wickelzeit betrachtet (mit sämtlichen Waschkosten) billiger sind, vor allem bei mehreren Kindern. Ausnahme: bei der Inanspruchnahme eines Windeldienstes decken sich die laufenden Kosten ungefähr mit Fertigwindeln. Allerdings gibt es Windeldienste, die vom frühen trocken werden so überzeugt sind, dass sie ab einem bestimmten Alter die Windeln umsonst liefern.
Bei den Windel-FAQs habe ich beispielhaft die Gesamtkosten bei drei verschiedenen Stoffwickelsysteme berechnet, wobei eine Wickelzeit von 2,5 Jahren zugrunde gelegt wurde. Bei einem Verbrauch von 6 Windeln am Tag, werden in dieser Zeit für Wegwerfwindeln in mittlerer Preisklasse ca. 1100 Euro ausgegeben. Noch nicht in diesem Betrag enthalten sind die Müllgebühren, die von Gemeinde zu Gemeinde schwanken.
Es ergibt sich bei den angenommenen Werten folgende Ersparnis:
beim ersten Kind: | beim zweiten Kind: | |
Mit Fidela-Windeln | ca. 710 Euro | ca. 880 Euro |
Mit Mother-Ease | ca. 570 Euro | ca. 880 Euro |
Mit Lotties | ca. 380 Euro | ca. 880 Euro |
Auf der Webseite des "Verbundes der Windeldienste" findet Ihr auch einen aktuellen Wickelrechner, mit dem Ihr Euch die Kosten bei verschiedenen Wegwerfwindeln ermitteln könnt.
Eine kleine Annehmlichkeit: der Gerucheines Stoffwindel-Eimers ist - vorausgesetzt, es ist kein Einweich-Wasser drin - weniger unangenehm ist als bei einem Wegwerfwindel-Eimer, trotzdem er ja meist nicht öfter als alle drei Tage (bei Benutzung eines Windeldienstes sogar nur einmal pro Woche) geleert wird. Das mag verschiedene Gründe haben: einerseits der Stuhlgang, der bei den Stoffwindeln meist schon ins Klo entsorgt wurde, andererseits vielleicht die Luftabgeschlossenheit in den verschnürten Windel-Paketen oder auch deren einzelne Bestandteile. Keine Illusionen bitte; natürlich riecht auch ein Stoffwindel-Eimer nicht gerade angenehm...!
Etwas strittig ist dagegen manchmal die Frage, ob eine Stoff-Windel am Babypo auch weniger riecht. Die meisten Eltern nehmen es wohl so war. Manche empfinden dies aber gar nicht unbedingt als Vorteil, weil sie ein "größeres Geschäft" so eventuell später bemerken. Bei einer lediglich mit Urin getränkten Windel bemerkt man wohl einfach die ungewohnte Variante eher, denn Stoff und Zellstoff riechen hier einfach anders. über längere Zeit (z.B. Nachts) schneidet die Stoffwindeln dann jedoch schlechter ab, weil sich in ihr der Urin stärker zersetzt, und nach Ammoniak riecht.
Der große Nachteil der Wegwerfwindel: den Stuhlgang wird man nicht
unbedingt einfach ins WC los, und der Rest muss öfter zur Tonne gebracht
werden, die sich recht schnell füllt. Für einige Eltern ist die geringe
Kapazität des Mülleimers vor allem in Mietshäusern ein Grund, ganz oder
teilweise mit Stoff zu wickeln. Zusätzliche Mülltonnen oder -Säcke sind
u.U. nicht so leicht zu besorgen und kosten außerdem mehr Geld.
Wissenschaftlich bewiesen ist es nicht, Eltern und auch ürzte7a behaupten jedoch des Öfteren, dass mit Stoff gewickelte Kinder eher trocken werden. Anscheinend kommt es so gut wie nicht vor, dass die Kinder damit sehr lange, d.h. auch noch am dritten Geburtstag und darüber hinaus, Windeln tragen. Windeldienste überbieten sich mit geringeren Altersangaben, bei denen ihre Kunden trocken geworden sind. Möglicher Grund: in einer Superabsorber-Windel bemerkt das Kind kaum, dass es in die Hose macht (und dies läuft zunächst Reflex-artig ab). Das Hautgefühl bleibt unverändert trocken, das Kind empfindet diesen körperlichen Vorgang schwerer, und dies Bewusstsein ist die Voraussetzung dafür, dass ein Kind trocken werden kann. Manche Kinder empfinden die feuchte Stoffwindel eventuell auch irgendwann als unangenehm. Viele Eltern, die mit Wegwerfwindeln wickeln, machen sich dieses Prinzip auch zunutze, indem sie ihr Kind im Sommer eine Weile nur eine Unterhose tragen lassen. So oder so wird ein Kind aber auf jeden Fall erst trocken werden, wenn es selber dazu bereit (und fähig) ist.
Den Vorteil, dass Baumwolle und Schurwolle, ja sogar Mikrofaser einfach viel kuscheliger und angenehmer sind als Plastik, und bei den Bewegungen des Babys nicht knistern, kopiert die Fertigwindel-Industrie auch immer öfter mit (teuren...) "Cotton-like"-Produkten. ähnlich verhält es sich mit der atmungsaktiven Außenhülle (wer trügt schon gerne Gummi-Stiefel?). Auch mancher erwachsene Inkontinenz-Kranke ist der Meinung, dass sich Baumwolle trotz der Feuchtigkeit auf der Haut angenehmer anfühlt als Zellstoff und luftdichtes Plastik. Besonders wohl fühlen sich Kinder meist in den warmen und kuscheligen Schurwollhosen. Ich kenne Babys, die sich nach dem Umstieg von Wegwerf- auf Stoffwindel schlagartig nicht mehr gegen das Wickeln wehrten (was natürlich zugegebenermaßen einfach Zufall sein könnte). Zumindest dürfte wohl klar sein, dass der trockenere Po nicht unbedingt der zufriedenere sein muss.
Die hängt natürlich stark vom verwendeten Wickelsystem und vor allem von der Qualität der Überhosen ab. Eine gute Höschenwindel, bzw. Überhose jedoch besitzt vor allem am Rücken oft einen besseren Auslaufschutz als eine Wegwerfwindel. Da sie ja nicht nur zum einmaligen Gebrauch gedacht sind, können die Bündchen besser, d.h. teurer, gefertigt sein. Außerdem gerät manche Superabsorber-Windel "aus der Form", wenn sie sich stark mit Flüssigkeit voll saugt und dadurch schwerer wird. Dies passiert bei Stoff nicht, weil die Außenhülle einfach dicker und stabiler ist. Im Verband mit der Extra-Überhose wird der Auslaufschutz noch verdoppelt. Allerdings gilt dies natürlich nur bei einer guten Passform. Manche Kinder haben so "merkwürdige" Figuren, dass einfach - wie bei Wegwerfwindeln auch - keine so richtig passen will. Da ist dann die Suche nach dem einen doch passenden Fabrikat beim Wegwerfmodell natürlich einfacher und billiger.
Ein anderer Punkt ist die Qualität des Nässeschutzes. Schurwollhosen halten nicht so lange durch wie Mikrofaser oder Plastik, und geben dann auch großflächig die Nüsse in die Kleidung ab, wenn man die Saugkraft der Windel zu gering ausgelegt hat. Dies ist natürlich lästig. Viele Eltern, die so wickeln benutzen deshalb keine Bodys sondern getrennte Hemden und Höschen, damit die Unterwüsche besser gewechselt werden kann.
Stoff ist niemals so saugfähig wie die gleiche Menge Superabsorber. Im allgemeinen lässt sich das ausgleichen, denn es ist ja unnötig, dass jede Windel 12 Stunden "durchhält" (im Gegenteil, es verführt manche Eltern dazu, zu selten zu wickeln...). Kann längere Zeit nicht gewickelt werden (z.B. Nachts), nimmt man entsprechend mehr Stoff, und die normale Zeitspanne zwischen zwischen dem Windelwechsel (ca. vier Stunden) hält ein gutes Stoffwickelsystem allemal durch; manchmal sogar besser als eine schlechte Wegwerfwindel. Die Stoffmenge ist jedoch schlicht durch den Platzbedarf begrenzt, und so haben Eltern mit wenig effektiven Wickelsystemen Probleme, und müssen teilweise spätestens alle drei Stunden die Windel wechseln. Viele Eltern benutzen Nachts generell lieber Wegwerfwindeln um sicher zu gehen (manche trauen sich aber auch einfach nicht es auszuprobieren). Aber auch wenn nicht sicher ist, ob man - z.B. unterwegs - wie geplant zum wickeln kommt, ist man mit einer (guten) Wegwerfwindel eher auf der sicheren Seite.
Der große Nachteil von Stoffwindeln wenn man selber wünscht. Allerdings bleibt der Aufwand in der Regel weit hinter dem zurück, was die meisten Eltern befürchten, die noch "alte Zeiten" in Erinnerung haben. Denn heutzutage sind die Stoffwindeln effektiver, und Waschmaschinen und Waschmittel besser. In der Regel erzeugt ein Wickelkind eine Ladung Stoffwindeln in der Woche. Diese wird von der Maschine gewaschen, und eventuell auch vom Trockner getrocknet. Die Arbeit beschränkt sich dann auf das Einfüllen in die Geräte und auf das Zusammenlegen, was viele Eltern abends vor dem Fernseher erledigen. Umweltfreundlicher ist es natürlich, die Windeln aufzuhängen; in diesem Fall bedeutet dies den größten Aufwand. Bei einzelnen Systemen (z.B. gefalteten Windeln) ist das Zusammenlegen ziemlich arbeitsintensiv, bei Schurwollhosen die Pflege. Einweichen, bügeln u.ä. ist allerdings unnötig. Dafür entfällt immerhin die die laufende Be- und Entsorgung der Wegwerf-Windeln.
Man muss nicht fürchten, dass durch die Windelarbeit das Kind zu kurz kommt: Man kann diese meist sehr gut mit ihm zusammen erledigen, denn beim aufhängen und zusammenlegen hat schon das Baby viel zu gucken, und das ältere Kind hilft mit oder ahmt die Arbeit im Spiel nach. In der Waldorf-Pädagogik wird es sogar empfohlen, einem Kind solche gut nachzuahmenden Tätigkeiten vorzuleben und sie mithelfen zu lassen.
Wer überhaupt keine Arbeit mehr mit den Windeln haben müchte kann dies ebenfalls mit Stoff realisieren: durch die Inanspruchnahme eines Windeldienstes, der einmal in der Woche die sauberen Windeln an die Tür bringt und die schmutzigen mitnimmt.
Allgemein gilt (für die Stoffwindel): Je natürlicher (Schurwolle), je umweltfreundlicher und je billiger, desto aufwendiger.
Auch beim Wickeln ist der Aufwand mit Stoff größer. Zumindest kommen die getrennte Entsorgung des Stuhlgangs und das zusätzliche Anlegen der Überhose dazu. Bei manchen Wickelsystemen (z.B. Bindewindeln) gestaltet sich das Schließen der Windel langwierig - diese werden deshalb von vielen Eltern abgelehnt, besonders, wenn sich die Kinder gegen das Wickeln wehren. Andere empfinden es wiederum nicht mehr als unangenehm, nachdem die Handgriffe erst zur Routine geworden sind.
Besonders einfache Systeme (wie auch Wegwerfwindeln), verführen Eltern allerdings dazu, sozusagen im Eiltempo zu wickeln (laut einer ELTERN-Umfrage wird heute gerade mal eine Minute für den Wickelvorgang spendiert). Dies kann sich rächen: Sind die Kinder erst mal dran gewöhnt, kann es ihnen oft gar nicht schnell genug gehen. Bei einer umständlichen Bindewindel z.B. sind die Eltern einfach gezwungen, sich beim Wickeln auf eine Art und Weise mit dem Kind zu beschäftigen, die ihm das Wickeln angenehm macht - und oft klappt das dann auch.
Der Wickelvorgang sollte am besten generell nicht als ekliges und notwendiges übel betrachtet werden, das es gilt so schnell als möglich hinter sich zu bringen. Denn es gehört zur Pflege des Kindes genauso dazu wie das Füttern. Kein Baby macht in die Hose, um die Eltern zu ärgern, und es kann nicht verstehen, warum ihnen ausgerechnet dieser Vorgang so unangenehm ist...
Ein Nachteil für Stoff: Einerseits nimmt die Stoffwindel in der Wickeltasche mehr Platz in Anspruch, andererseits muss man gebrauchte Windeln anschließend mittransportieren. Außerdem kann die Wickeltasche u.U. nicht stündig fertig gepackt bleiben, weil man kein ganzes Wickelpaket dafür entbehren kann. Viele Eltern benutzen deshalb unterwegs (bzw. wenn dann gewickelt werden muss) lieber Wegwerfwindeln
Wer mit Stoff wickeln möchte, hat es schwer sich zu informieren und geeignete Quellen zu finden. Ein Paket Fertigwindeln im Supermarkt zu kaufen ist da in der Tat viel einfacher. Aber ein bisschen leichter wird das jetzt ja durch die "Windel-Seiten" ;-)
Dieses wird bei manchen Stoffwickel-Systemen (nicht bei allen; generell aber mir Wollüberhosen) ziemlich dick. Das kann verschiedene Nachteile haben: Eng geschnittene Babykleidung (ist bei der heutigen Strampelmode allerdings selten) passt nicht drüber, oder drückt die Windel so zusammen, dass sie nicht mehr richtig saugt (enge Baumwollkleidung zieht gar unter Umständen die Nässe durch die Wollhose nach außen).
Einige Eltern sind der Meinung, ihr Kind sei mit Stoffwindeln in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Was sich bei normalen Kindern meiner Erfahrung nach kaum nachteilig auf die Entwicklung auswirkt, könnte bei Babys, die aus irgendwelchen Gründen bereits an Bewegungsmangel leiden, vielleicht negative Auswirkungen haben. In diesem Fall sollte man eventuell vorsichtshalber der Wegwerfwindel den Vorzug geben.
In einer Wegwerfwindel wird der Urin vom Superabsorber in Gel verwandelt und kann so nicht mehr zurück an die Babyhaut. Was ist am Urin kritisch? Durch Feuchtigkeit quillt die Haut auf und wird dadurch empfindlicher gegen Reibung u.ü.2 Die im Urin enthaltene Harnsäure zersetzt sich im Laufe der Zeit in Ammoniak, der den pH-Wert der Haut verändert. Besonders kritisch wird es dies, wenn Stuhlgang dazu kommt. Denn die darin enthaltenen Enzyme werden durch den erhöhten pH-Wert aktiviert und können so die Haut angreifen3. In diesem Fall sollte also schnellstmöglich gewickelt werden (allerdings auch mit einer Wegwerfwindel!). Innerhalb der normalen Zeit zwischen zwei Windelwechseln wird die Haut aber normalerweise problemlos mit dem Urin fertig. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Saugkapazität des Stoffwickelpaketes ausreicht. Dann wird einerseits die Haut selbst nicht nass, sondern allenfalls leicht feucht, andererseits leidet auch die Atmungsaktivität der Baumwolle, je mehr Flüssigkeit sie aufnimmt. Nachts ist dies natürlich schwieriger zu realisieren, und so stellen manche Eltern fest, dass ihr Kind über Nacht in Stoff wund wird. Dies muss nicht sein, und außerdem können Absorber-Einlagen benutzt werden, die die Nüsse von der Haut fernhalten. Allerdings kann es trotzdem lästig werden, wenn sich eine größere Menge Urin in der langen Zeit zersetzt, weil die ebenfalls feuchte (Mikrofaser-)Überhose dann oft unangenehm nach Ammoniak riecht, und so manchmal jeden Tag gewaschen werden müsste. Die Babys stört die Nüsse-Gefühl allerdings in der Regel nicht.
Dieser ist bei den meisten Stoffwindeln besser als mit einer Wegwerfwindel. Zwar sind letztere auch "breit" geschnitten, jedoch lässt sich Zellstoff viel leichter zusammen drücken als Baumwolle. Dies kann jeder ohne weiteres selber ausprobieren. Als Regel gilt: Möglichst wenig Stoff über den Hüften, möglichst viel zwischen den Beinen (eine lediglich zum Dreieck gefaltete Mullwindel scheidet also aus!). Besonders günstig ist eine zusätzliche dicke Einlage im Saugbereich. Um diesen Effekt zu erzielen, muss man jedoch nicht unbedingt mit Stoff wickeln; so eine Einlage lässt sich bei allen Wickelarten auch außerhalb der Windel platzieren, wo sie von einem, nicht zu weiten, Body gehalten wird.
Meiner Meinung nach wohl der größte Nachteile, der viele Eltern von Stoffwindeln abhält: sie sind in unserer Gesellschaft mittlerweile recht ungewöhnlich. Wer Stoffwindeln benutzt oder benutzen möchte sieht sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert, die zunächst eine objektive Information über das Thema sehr erschweren. Außerdem muss er damit rechnen, als Außenseiter, Öko-Freak oder weltfremd angesehen zu werden - denn er tut etwas, was bei uns einfach ungewöhnlich ist, und in vergangenen Jahren meist tatsächlich nur von besonders engagierten Menschen so gehandhabt wurde - eben "Öko-Freaks" oder auch Anthroposophen. Es ist viel, viel einfacher, sich schlichtweg an das zu halten was "alle" tun - insofern sind viele Stoffwindel-Benutzer meist Menschen, die sich gerne viele Gedanken machen, nach Alternativen vom allgemein-üblichen suchen, und auch keine Angst haben, aus der Reihe zu tanzen. Und dies liegt nun mal nicht jedem.